Die Zahl der Hackerangriffe in Deutschland nimmt zu. Auch Kommunen sind betroffen. Ein Blick nach Ludwigshafen zeigt, welche Folgen ein Hackerangriff haben kann.

Am späten Abend des 21. Oktober 2022 bemerkt Martin Frank über sein Diensthandy einen großen Datenabfluss aus dem Computersystem der Kreisverwaltung. Dass hier etwas Merkwürdiges vor sich geht, ist dem technischen Leiter schnell klar, aber ein Hackerangriff? "Dass so etwas passieren kann, hat man im Hinterkopf. Aber dass es einen selbst trifft, muss man erst einmal realisieren", erzählt Frank. Zum Glück reagiert er schnell und zieht den Stecker des gesamten Systems. Doch dass die Kriminellen die Daten aus den Rechnern der Gemeinde auslesen und verschlüsseln, lässt sich nicht mehr verhindern. Seit diesem Abend vor knapp einem dreiviertel Jahr ist der Ausnahmezustand für die Verwaltung zum Alltag geworden. Eine Zeit lang funktionierte kein Computer, kein Telefon. Die alten Rechner wurden komplett entsorgt - zu groß sei die Gefahr, dass sich noch irgendwo Schadsoftware versteckt.

Seit jenem Oktoberabend bleibt der Verwaltung kaum etwas anderes übrig, als zu improvisieren. Wie genau der Angriff im Oktober ablief, lasse sich nicht mehr rekonstruieren, sagt der Landrat. Vermutlich sei es ein Laptop oder ein PC im Homeoffice gewesen, über den sich die Angreifer Zugang zum System verschafft hätten. Klar ist: Nach dem Zugriff verlangten die Hacker Lösegeld für die Freigabe der Daten. Wie viel? Das will der Landrat nicht sagen, einen "Marktwert" für die Erpressung der Kommunen soll es nicht geben. Der Kreis zahlte die geforderte Summe nicht, rund 100 Gigabyte Daten wurden daraufhin im Darknet veröffentlicht. Darunter waren Informationen über Flüchtlinge aus der Ukraine, aber zum Beispiel auch über die Volkszählung im vergangenen Jahr.Zu dem Angriff bekannte sich die Hackergruppe "Vice Society". Ihr werden Verbindungen nach Russland nachgesagt. Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz ermitteln in dem Fall, doch die Täter zu finden, ist alles andere als einfach. Nach der Veröffentlichung der Daten im Darknet war auch die Kreisverwaltung gefordert: "Mehr als 30 Mitarbeiter waren monatelang damit beschäftigt, jede einzelne Akte zu öffnen und auf personenbezogene Daten zu überprüfen", sagt Landrat Körner. "Jeder Einzelne wurde dann angeschrieben und informiert. Das waren rund 14.000 Briefe an betroffene Bürgerinnen und Bürger." Dass die Verwaltung nicht komplett zum Erliegen kam, sei dem Engagement der Mitarbeiter und der Unterstützung der Nachbarkommunen zu verdanken.  Cyberangriffe auf Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, wie sie der Rhein-Pfalz-Kreis erlebt hat, nehmen weiter zu.

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Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/cyberangriffe-verwaltung-101.html