Microsoft und OpenAI haben derzeit mit ChatGPT und GPT-4 einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Google. Allerdings verfügt Google mit dem Deepmind-Team über die Ressourcen und viele erfolgreiche Projekte, um auch ein KI-Modell für praktische Anwendungen zu entwickeln. Deepmind arbeitet derzeit an dem Modell Gemini, das ähnlich wie GPT-4 als Sprachgenerator konzipiert ist. Es wird mit einer Vielzahl frei verfügbarer Daten aus dem Internet trainiert, um Muster zu erkennen und daraus Wörter und Sätze zu generieren.
Gemini geht aber noch einen Schritt weiter: Ähnlich wie die Spiel-KI Alphago soll es in der Lage sein, eigene Entscheidungen auf Basis sich verändernder Situationen zu treffen. Alphago und sein Ableger Alphastar haben bereits erfolgreich Spiele wie Schach, Go und sogar Starcraft 2 gegen menschliche Gegner gespielt und zum Teil deutlich gewonnen. Gemini kombiniert also Ansätze des Reinforcement Learning (wie bei Alphago und Alphastar) mit einem Large-Language-Modell (wie bei Bard und ChatGPT).
"Man kann sich Gemini oberflächlich als eine Kombination aus den Stärken der Alphago-Systeme und den erstaunlichen Sprachfähigkeiten von Large Language Models vorstellen", erklärte Deepmind-CEO Demis Hassabis in einem Interview mit Wired. Ziel ist es, ein Modell zu entwickeln, das nicht nur Sprache versteht und so mit Menschen kommunizieren kann, sondern auch selbstständig Probleme löst und eigene Ansätze entwickelt. Das ist für Systeme wie Alphastar wichtig, wenn es beispielsweise darum geht, die richtige Strategie im Kampf gegen Zerg, Terraner und Protoss in Starcraft 2 zu wählen.
Der CEO von Deepmind mahnt aber auch zur Vorsicht. Eine Herausforderung bestehe darin, die Risiken der immer leistungsfähigeren KI-Systeme richtig einzuschätzen. Deepmind plant sogar, externe Wissenschaftler einzubeziehen und Experten zu ermutigen, gemeinsam Prototypen zu testen und weiterzuentwickeln. "Ich denke, dass in diesem Bereich noch mehr Forschung betrieben werden muss. Insbesondere bei Aspekten wie Bewertungstests besteht dringender Bedarf", betont Hassabis.
Gleichzeitig betonte er, dass es keine Zeit für eine Pause in der Entwicklung von KI gebe. "Wenn wir es richtig machen, wird KI die technologische Errungenschaft sein, die der Menschheit am meisten nützt", so der CEO von Deepmind.